Die Geschichte Österreichs
9. Aufbruch nach Europa
1. Österreich wird Mitglied der EU
Nach 1989 änderte sich die Situation in Europa ganz grundlegend. Der „Eiserne Vorhang“ fiel und die kommunistischen Regime in Mittel- und Osteuropa verschwanden. Österreich war dadurch nicht mehr ein Land an der Ost-West-Grenze Europas, sondern war plötzlich wieder in der „Mitte“ Europas.
Dies änderte auch die wirtschaftliche Situation des Landes. Touristinnen/ Touristen und Arbeitskräfte kommen seither in großer Zahl auch aus Mittel- und Osteuropa nach Österreich. Zugleich gingen viele österreichische Unternehmen nach Mittel- und Osteuropa und in andere Länder der Welt. Sie stellen heute dort Güter her oder verkaufen Güter und Dienste. Österreichs Wirtschaft wurde dadurch viel internationaler. Aber der Wohlstand Österreichs hängt nun auch stärker von der wirtschaftlichen Situation in anderen Teilen Europas und der Welt ab.
1995 wurde Österreich Mitglied der Europäischen Union (EU). Seit Mitte 2013 hat die EU 28 Mitgliedstaaten.
Seit dem Beitritt zur EU sind auch die politische Entwicklung und die Gesetzgebung in Österreich stärker durch Entscheidungen bestimmt, die auf europäischer Ebene getroffen werden (siehe Kapitel „Österreich als Mitglied der Europäischen Union“).
2. Was bedeutet es für uns, dass Österreich Mitglied der EU ist?
Viele der europäischen Entscheidungen beeinflussen nicht nur die österreichische Politik, sondern auch den Alltag der österreichischen Bürger/ innen sowie der Unternehmen.
Dazu einige Beispiele:
>> Seit 2002 bezahlen wir in Österreich mit dem Euro. Das ist die gemeinsame
Währung der Europäischen Union (Der Euro wird allerdings nicht von allen
EU-Staaten verwendet).
>> Seit 2011 gibt es innerhalb der EU einheitliche Höchsttarife für das
Telefonieren mit einem Mobiltelefon (= Handy). Telefonieren von einem
EU-Staat in einen anderen EU-Staat ist daher billiger als früher.
>> Österreichische Studierende können in der ganzen EU studieren.
Umgekehrt kommen viele Studierende aus Deutschland und aus
anderen EU-Ländern nach Österreich.
>> Bürger/innen anderer EU-Staaten dürfen in Österreich grundsätzlich
nicht schlechter behandelt werden als österreichische Staatsbürger/innen.
Eine große Zahl von Zuwanderinnen/Zuwanderern kommt aus anderen
EU-Staaten. Für sie hat dies rechtliche Verbesserungen gebracht. Sie
haben nun fast die gleichen Rechte wie die österreichischen
Staatsbürger/ innen.
Der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union, die Erweiterung der Europäischen Union und die Internationalisierung der österreichischen Wirtschaft sind wesentliche Grundlagen dafür, dass Österreich heute zu den reichsten Ländern der Welt gehört.
Österreich stellt heute jedes Jahr Güter her und erbringt Leistungen, die rund 270 Milliarden Euro wert sind. Der wirtschaftliche Erfolg macht dieses Land auch für Zuwanderinnen/Zuwanderer attraktiv. Und diese Zuwanderinnen/ Zuwanderer leisten einen wichtigen Beitrag zum Wohlstand Österreichs.
Derzeit leben 8,5 Millionen Menschen in Österreich. Von ihnen sind 1,4 Millionen in einem anderen Land zur Welt gekommen. Das heißt: Jeder sechste Einwohner Österreichs ist ein Zuwanderer/jede sechste Einwohnerin ist eine Zuwanderin. Auch das ist ein klares Zeichen dafür, dass Österreich moderner und internationaler geworden ist.